Bei vielen stößt Auslandstierschutz auf Unverständnis „Wir haben doch genug Hunde in den deutschen Tierheimen“. Was nur wenige wissen, auch viele deutsche Tierheime helfen aktiv im Ausland mit, um die Missstände in den Griff zu bekommen. Sie greifen unterstützend ein: von Baumaterialien, Hütten, Medikamenten bis hin zu Futterspenden und auch sie holen Hunde nach Deutschland.
Richtig ist natürlich auch, dass es keine Hilfe über Jahrzehnte sein kann. Jedes Land muss über Aufklärungsarbeiten in Schulen und landesweiten Kampagnen seine Bürger zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Tieren im allgemeinen sensibilisieren. Ein Ziel, das nicht von heut auf morgen erreicht werden kann. Die oftmals gleichgültige und negative Grundeinstellung zu Tieren ist in vielen Ländern über Generationen gewachsene und immer wieder an die Kinder vermittelt worden. Es ist daher sehr schwer diese Strukturen zu durchbrechen und ein Umdenken zu bewirken.
Misshandlungen jeder nur denkbaren Art - Schläge, Tritte, das Abschneiden von Ohren und der Rute, anketten, einsperren, mangelhafte Versorgung mit Futter und Wasser ist nur die Spitze des Eisberges. Die Brutalität, wie man gegen Tiere aller Gattungen vorgeht, kennt keine Grenzen. Es sind ja nur Tiere und jede Form von artgerechtem Leben, Freude, Schmerz, Leid und Trauer wird ihnen abgesprochen. Ein Beispiel dafür sind die Stierkämpfe. Jubelnd sitzt das Publikum in der Arena, während der Stier chancenlos, stöhnend, zitternd, Blut spuckend um sein Leben kämpft. Hinter dieser längst überholten und brutalen Tradition steht aber ein Milliardengeschäft und sichert zudem noch ca. 200.000 Arbeitsplätze. Das Wohl der Menschen und die Wirtschaftlichkeit kann keine Rücksicht auf Tiere nehmen. Viele Versuche diesem sinnlosen Spektakel ein Ende zu setzen sind gescheitert. Nur Katalonien hat es bis heute geschafft sich gegen die gewaltige Lobby durchzusetzen und den Stierkampf verboten.
Unser Einsatz gilt den Hunden und es ist leider nur ein ganz kleiner Teil im Tierschutz, dem wir helfen können. Die Flut der Hunde durch die unkontrollierte Vermehrung reißt nicht ab. Viele irren herrenlos herum, immer auf der Suche nach Futter, Wasser und Schutz und enden irgendwann in einem Tierheim oder sogar in einer Tötung. Sie haben keine Rechte und ihr Leben liegt in den Händen der Menschen, die darüber entscheiden, ob sie leben dürfen oder getötet werden. Es stellt sich unweigerlich die Frage, wer gibt eigentlich den Menschen das Recht über Leben und Tod zu entscheiden? Wer entscheidet über vermeintlich "unnützes" und "überflüssiges" Leben, bzw. warum muss man die Strassenhunde töten?
Warum werden sie nicht einfach kastriert und lässt sie dann wieder laufen? Die Antwort darauf ist einfach und mehr als nur banal: die Strassenhunde stören das Stadtbild! Auch ist ein nach Futter suchender Hund keine gute Werbung für die Tourismusindustrie und zerstört das Bild einer unbeschwerten Urlaubszeit. So mancher Urlauber findet sich nicht am Strand oder Pool wieder, sondern schleicht hinter das Hotel und fütterte so manch liebgewonnen Streuner. Auf der verzweifelten Suche nach Hilfe für den Vierbeiner wird nicht selten das Hotelpersonal eingespannt, was man als zeitraubend und unnötig ansieht. Es ist ja nur ein Strassenhund, minderwertiges Leben. Kurzer Anruf bei einem professionellen Hundefänger und der Störenfried wird schnellstens aus dem Urlaubsparadies entfernt. Und genau das ist es, was die Tourismusindustrie nicht braucht.
Über Jahrzehnte lebten die vielen Strassenhunde in Rudeln ungestört in der Nähe von Dörfern, in den Bergen oder sonnten sich an den Stränden. Die Ausweitung der Dörfer zu Städten und Großstädten, die Ansiedlung von Industrie, der Bau von unendlich vielen Hochhäusern, Hotels und Ferienanlagen, die unzähligen Strassen und Autobahnen haben diesen Hunden ihren Lebensraum genommen. Somit passten Strassenhunde nicht mehr in das moderne Bild. Sie mussten eingefangen und getötet werden.
Ein weiteres Problem ist das Verständnis, dass der Kauf, die Adoption eines Tieres mit Verantwortung und Pflichten verbunden ist. Ein Hund ist kein temporärer Gast, er ist ein Familienmitglied, ein Freund, ein Partner - sowohl in guten, wie auch in schlechten Zeiten. Darüber macht man sich allerdings nur wenige oder gar keine Gedanken. Auch eine Kastration ist kein Thema, schließlich kostet es ja Geld.
So sind z.B. viele Eltern immer noch der Meinung, dass ein Hund - wenn möglich ein putziger Welpe - ein ideales Spielzeug für die Kinder sei und somit einem Langzeit-Entertainment dient. Erst wenn der Urlaub ansteht, der Hund größer wird, somit auch mehr Forderungen stellt und/oder die Kinder keinen Spaß mehr an dem Vierbeiner haben, muss eine „Lösung“ her. Der lästige Vierbeiner wird ausgesetzt, ins Tierheim gebracht oder vielleicht sogar in einer Perrera (Tötung) abgegeben.
Manchen Hund ereilt das Schicksal, wenn er alt oder krank wird und Tierarztkosten anstehen. Eine finanzielle Belastung, die man oftmals nicht gewillt ist zu leisten. Auch ein Wohnungswechsel kann dazu führen, dass der Vierbeiner sein Zuhause verliert.
In ländlichen Gegenden haben Hunde oft gar keinen Stellenwert. Nicht selten werden sie schon im Welpenalter an die Kette gelegt, in kleine Zwinger gesperrt und bleiben dort bis zu ihrem letzten Atemzug. Keine Spaziergänge, keine Zuwendung, unregelmäßig Wasser und Futter, keine sozialen Kontakte, keine tierärztliche Betreuung und Versorgung.
Oder sie werden als Hofhunde gehalten, streunen umher, suchen nach einem Rudel, dem sie sich anschließen können und damit ist einer unkontrollierten Vermehrung Tür und Tor geöffnet. Die Population vergrößert sich innerhalb kurzer Zeit dramatisch und wieder werden neue Strassenhunde geboren, deren Lebenszeit begrenzt sein wird. Sie finden kaum Futter und nähern sich den Dörfern und Städten. Die traurige Folge: Auch hier sollen Hundefänger schnellstens Abhilfe schaffen - die Hunde werden eingefangen und landen in Tierheimen, aber auch in den Perreras. Dann sind ihre Tage gezählt.
Mit zu den größten Problemen zählen die Jäger. Während es in Deutschland klare Vorschriften gibt, sieht man im Süden dieses Hobby eher "entspannt". Geschossen wird alles, was sich bewegt. Nicht selten kommt es zu Unfällen bei denen Jägern, aber auch Unbeteiligten verletzt werden, mancher Schuss endet sogar tödlich. Die Jagdhunde, oftmals Podencos und Galgos, aber auch andere Rassen, sind lediglich Mittel zum Zweck. Gehalten werden sie in Verschlägen, bekommen kaum Wasser und Futter. Mit ca. 4 Jahren sind sie für die Jagd zu alt, damit für den Jäger uninteressant und ein unnötiger Kostenfaktor. Misshandelt, ausgemergelt und oftmals verletzt werden sie – wenn sie Glück haben – ausgesetzt, andernfalls getötet.
Kommen solche Hunde in die Tierheime, steht das Personal vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Die medizinische Betreuung, Fürsorge und Pflege kann gewährleistet werden, aber wie sehen die seelischen Schäden aus? Es kann Wochen, Monate dauern, bis der Hund erneut Vertrauen zu den Menschen haben wird. Und doch ist es immer wieder ein Wunder, obwohl sie so schlechte Erfahrung gemacht haben, dass sie den Menschen trotzdem noch eine Chance geben, den Kontakt suchen und eine Annäherung zulassen.
Manche werden aber nie wieder den Kontakt zu den Zweibeinern suchen, weil sie tief traumarisiert sind, das Vertrauen irreparabel zerstört ist, die Angst hat sie fest im Griff und wird sie nicht mehr loslassen.
Im Laufe der Jahre haben wir viele dieser Hunde kennengelernt und begleitet. Manchen konnte schnell geholfen werden, andere wiederum mussten lange warten, bis sie endlich das Tierheim verlassen durften und für einige ist der Zwinger zur traurigen Endstation geworden.
Die große Anzahl von Hunden, ihre Chancenlosigkeit auf ein Zuhause, das viele Leid, dass sie erlebt haben und auch der oft hoffnungslose Kampf der Menschen, die in den Tierheimen im Süden arbeiten, ist für uns ein absolutes Muss und eine Motivation zu helfen.