Wenn der neue Hund kommt

Sobald der Hund reserviert ist, beginnt für viele eine aufregende Zeit. Was muss vorbereitet werden, was gekauft, was organisiert, wie ist der Hund, komme ich mit ihm zurecht etc.?

Bei all Ihrer Nervosität vergessenen Sie bitte nicht, der Hund ist auch aufgeregt und das wahrscheinlich mehr als Sie. Egal, wie er nun nach Deutschland kommt, er muss eine Reise per Flugzeug oder Transporter in einer Box meistern. Man kann ihnen leider nicht verständlich machen, dass man in ihrem Interesse handelt und ihnen bald ein neues und unbeschwertes Leben bevor steht. 

Tierheim-Argentona-Tosci

Mancher Hund verkraftet es gut, andere wiederum sind sehr nervös und unsicher.

Geben Sie dem Hund ausreichend Zeit sich zu orientieren, zur Ruhe zu kommen. Erwarten Sie NICHTS von ihm, denn er kennt Sie nicht und hat auch noch kein Vertrauen zu Ihnen. Aber Sie werden merken, dass er schnell eine Bindung zu Ihnen sucht und Ihnen auf Schritt und Tritt folgt, egal wo Sie sind. Ein ganz normales Verhalten, dass sich nach ca. 4-6 Wochen legt. 

Bevor Sie Ihr neues Familienmitglied abholen, schließen Sie bitte eine Hundehaftpflicht-Versicherung ab. Mit Übernahme, bzw. Unterschrift auf dem Schutzvertrag tragen Sie die alleinige Verantwortung für den Hund. Im Falle eines Unfalls kann der eventuelle Schaden nicht vom Verein übernommen werden.

Während der Fahrt nach Hause und auch bei den ersten Ausflügen im Auto, sichern Sie bitte den Hund ausreichend. D.h., wenn Sie die Autotür bzw. die Box öffnen, darf der Hund nicht die Möglichkeit haben, sich durch einen Sprung Ihrem Zugriff zu entziehen. 

Eine wichtige Frage ist immer das Futter, was frisst der Hund? Ganz einfach und auch nur so in den Tierheimen umsetzbar: Trockenfutter! Eine bestimmte „Marke“ gibt es nicht, weil viele Futtersäcke von verschiedenen Futterherstellern gespendet werden. Nassfutter, irgendwelche Kauknochen oder Leckerlis gibt es in der Regel nicht. Um zu vermeiden, dass Sie gleich mit Fehlkäufen starten, empfehlen wir Ihnen vorab einen Besuch in einem Tierfachgeschäft. Bitten Sie einen Mitarbeiter um Futterproben für Ihren neuen Hund. In der Regel gibt man Ihnen eine große Tüte mit den unterschiedlichsten Proben mit, angefangen von Trockenfutter, Nassfutter, Kauknochen bis hin zu Leckerlis. So können Sie in Ruhe testen, welches Futter Ihrem neuen Familienmitglied am Besten schmeckt. Bleiben Sie dann bei der Sorte, denn er hat eine große Reise hinter sich gebracht und könnte auf ständigen Futterwechsel mit Durchfall reagieren. Füttern Sie die ersten Tage mehrfach kleine Portionen und wenig Nassfutter, damit das Magen - Darm - System nicht überfordert ist.

Ein weiterer Punkt ist die Stubenreinheit. Ob der Hund seine Geschäfte nur draußen macht und somit stubenrein ist, weiß man im Tierheim nicht. Aber viele der Hunde haben bereits in einem Haushalt gelebt, bevor sie ins Tierheim kamen. Trotzdem wissen sie meistens nicht, wie sie sich in ihrem neuen Zuhause bemerkbar machen sollen. Daher ist es ratsam alle 2 Stunden mit dem Hund rauszugehen. Wenn er sich dann erfolgreich gelöst hat, loben und belohnen Sie ihn NACHDEM er sein Geschäft verrichtet hat. Sollte es dennoch zu einer „kleinen Katastrophe“ kommen, schimpfen oder schreien Sie nicht. Es braucht alles seine Zeit und mit ein bisschen Geduld hat Ihr Hund es in 2-3 Tagen verstanden, dass er sich nur draußen lösen darf. Rom wurde auch nicht in einem Tag erbaut!

Tierheim-Argentona

Vermeiden Sie die ersten Tage jede Form von „Willkommens- und Begrüßungspartys“. Der Hund ist unsicher, hat einen aufregenden Transport hinter sich gebracht und kennt nur noch das Leben im Tierheim. Es könnte durch die Reizüberflutung zu Fehlreaktionen kommen, weil er sich bedrängt oder bedroht fühlt. Lernen SIE erst einmal den Hund kennen, bevor Sie ihn unbekannten Menschen und Situationen aussetzen. Er sollte die ersten Tage Vorrang haben.

Auch wenn Ihr neues Familienmitglied Wochen, Monate oder vielleicht Jahre im Tierheim verbringen musste, bevor Sie ihn endlich entdeckt haben, heißt es nicht, dass er nun „in Watte“ gepackt wird. Mit Übernahme/Adoption ist Ihr Mitleid beendet und es beginnt sofort die Erziehung. Das bedeutet aber nicht, dass nun „straff durchgegriffen“ werden muss. Die Tierheimhunde sind sehr sensibel und versuchen das Herz des Menschen für sich zu erobern. Ab der ersten Stunde signalisieren Sie ganz klar, was Sie möchten und was nicht. Es ist absolut ausreichend, dass Sie nur leicht die Stimme anheben und NEIN sagen. Viel wichtiger jedoch ist das LOBEN von erwünschtem Verhalten, denn das wird Ihr Hund dann auch vermehrt zeigen. Sie werden sehen, dass der Hund sofort reagiert. Er möchte alles richtig machen, aber seien Sie nicht enttäuscht oder ungeduldig, wenn es nicht auf Anhieb klappt.

Geben Sie dem Hund die Gelegenheit sein neues Zuhause auf „eigene Faust“ zu entdecken und zu untersuchen. Für ihn ist alles spannend und interessant. Dabei wird er auch seine Näpfe entdecken und seinen „Schlafplatz“! Eine dicke Decke ist für die ersten Tage absolut ausreichend. Bis dato hat der Hund auf nacktem Betonboden geschlafen. Warten Sie ruhig ein paar Tage ab, wie er sich einlebt und entscheiden dann, ob Hundekorb oder eine Hundedecke besser für Ihr neues Familienmitglied ist. Oft werden vor lauter Vorfreude Anschaffungen getätigt, die sich später als unpassend herausstellen. Sie haben später noch ausreichend Zeit die geeigneten Utensilien für Ihren neuen Freund zu kaufen.

Die ersten Rundgänge im Garten sollten unter Aufsicht und gemeinsam gemacht werden. Kontrollieren Sie vor Ankunft des Hundes trotzdem noch einmal genau den Zaun, vielleicht gibt es ja doch irgendwo ein Loch. Angeleint und in Ruhe zeigen Sie Ihrem Hund den Garten – sein neues Reich. Locken Sie Ihren Hund bitte nie mit Futter in eine Situation oder zu einem Objekt, das ihn ängstigt. Dies bringt ihn in einen großen Konflikt und ist nicht zielführend.

Auch ist es ratsam die ersten Spaziergänge in einer ruhigen Gegend und Atmosphäre zu absolvieren. Neue Gerüche, neue Wege, neue Geräusche – alles eine Herausforderung für den Hund. Da die Vorgeschichte in den meisten Fällen nicht bekannt ist, weiß man auch nicht, wie er in Stresssituationen reagiert. Daher sichern Sie den Hund immer zweifach – am Halsband und auch am Geschirr. Sollte der Hund sich vor irgendetwas erschrecken und die Flucht antreten wollen, haben Sie durch die doppelte Sicherung einen Zugriff auf den Hund. Immer wieder entwischen Hunde, weil sie durch das Halsband schlüpfen und die Besitzer sich dieser Gefahr nicht bewusst sind. Einen flüchtigen Hund wieder einzufangen, ist oft sehr schwierig, weil er in vielen Fällen noch keine Bindung aufgebaut hat. Nicht selten endet die Flucht tödlich. Erwarten Sie bitte nicht, dass Ihr Hund gut an der Leine geht. In den meisten Fällen haben sie es nicht gelernt und auch die Aufregung trägt einen Teil dazu bei. Hier ist ebenfalls viel Ruhe und Geduld notwendig.

Wenn der neue Hund kommt

Oft wird auch gefragt, ob man den Hund gleich am nächsten Tag nach Übernahme beim Tierarzt vorstellen sollte. 24 Stunden vor Ausreise wird er von einem Tierarzt untersucht, entwurmt und auch gegen Parasiten behandelt. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben, ebenso wie ein EU-Pass, die Impfungen und die Implantation eines Chips. Sollte nichts Gravierendes vorliegen, ersparen Sie dem Hund diesen Stress. Es ist vollkommen ausreichend, wenn Sie Ihren Vierbeiner erst in 2-3 Wochen vorstellen. Er hat dann schon Vertrauen zu Ihnen gefasst und Sie können ihm während der Untersuchung die notwendige Sicherheit vermitteln.

Ein weiteres Thema ist der Besuch einer Hundeschule. Geben Sie dem Hund vorher ausreichend Zeit sich einzuleben, zu orientieren und eine Bindung zu Ihnen aufzubauen. Ein guter Hundetrainer wird Sie und Ihren Vierbeiner vorher besuchen und sich seinen neuen Schüler anschauen. Er wird Ihnen sagen, ab wann der Hund kommen kann/sollte und in welche Gruppe er passt.

All diese Ausführungen resultieren aus unseren eigenen Erfahrungen. Wir möchten, dass Sie mit Ihrem neuen Familienmitglied einen guten Start haben und viele glückliche Jahre mit ihm erleben. Vergessenen Sie bitte nicht, viel Geduld und Ruhe sind der Schlüssel dazu...